Traditionelle Linienorganisationen legen Zuständigkeiten, Verantwortungen, Berichtswege etc. im Unternehmen fest und schaffen damit einen klaren und verbindlichen Rahmen. In einer soziokratischen Kreisorganisation verteilen die Teams, Kreise und Kollegen auch Zuständigkeiten und Verantwortungen, kreieren hierfür bestimmte Rollen, ermächtigen bestimmte Kollegen für bestimmte Entscheidungsbereiche etc. – nur eben nach anderen Prinzipien.Führung umfasst je nach Unternehmen und Führungsebene sehr unterschiedliche Aspekte. Beispielsweise:

  • Die inhaltliche Strategie des Unternehmens oder eines Geschäftsbereiches: Welche Märkte, Produkte und Geschäftsmodelle werden verfolgt und angestrebt?
  • Die interne Arbeitsorganisation: Wir arbeiten wir zusammen? Mit welchen Prozessen, Organisationsstrukturen, Arbeitsmitteln und sonstigen Ressourcen?
  • Die Wirtschaftlichkeit und das Controlling: Womit verdienen wir wie viel Geld? Wo stehen wir wirtschaftlich? Welche Investitionen können und möchten wir uns leisten? Wie werden Sicherheitsbedürfnisse, vorhandene Verpflichtungen und Investitionswünsche ausbalanciert?
  • Die Förderung und Entwicklung des Personals? Wer soll welche neuen Fähigkeiten entwickeln? Wie und welche neuen Kollegen sollen eingestellt werden? Wie sollen Kollegen vergütet werden?

Diese und weitere Fragen sind in selbstorganisierten Unternehmen ebenso relevant wie in Linienorganisationen, werden aber typischerweise anders gelöst. In diesem Workshop erfahren Sie, wo und welche Prozesse und Strukturen aus Linienorganisationen und welche tayloristischen Prinzipien auch in einem dynamischen und komplexen Unternehmensumfeld weiterhin relevant und sinnvoll sind. Vor allem aber, wo andere Prinzipien entwickelt werden müssen, um den aktuellen Anforderungen des Marktes (Kunden, Lieferanten, Arbeitsmarkt, Finanzen) gerecht zu werden.

Weitere Details zu diesem Workshop

Inhalte

Theoretische Grundlagen

  • Wie und warum ist das derzeit noch dominierende Modell der Linienorganisation entstanden?
  • Warum geraten Unternehmen damit heute in die Überforderung? Was ist die Taylorwanne? Unterscheidung kompliziert vs. komplex.
  • Was ist eine Organisation? Welche Aspekte sind direkt gestaltbar? Warum sind Unternehmenskultur und andere Aspekte nicht direkt gestaltbar? Welche Interventionsmöglichkeiten und Strategie zur Organisationsentwicklung sind überhaupt nutzbar?

Führung von Außen nach Innen

Unterschiede der traditionellen hierarchischen Linienorganisation zur netzwerkartigen soziokratischen Kreisstruktur (Pfirsichmodell).

  • Motivation, Gründe, Theorie und Anwendungsfälle.
  • Bekannte Modelle und Beispiele.
  • Möglichkeiten, den Übergang und Veränderungen zu gestalten
  • Welche Besonderheiten sind in meinem Unternehmen relevant?

Vision und Strategieentwicklung

  • Welche Aspekte von Strategie und Unternehmensvision lassen sich kollegial gestalten?
  • Welche Rolle spielen Visionäre, Gründer und Inhaber?
  • Welche traditionellen Methoden und Strategieansätze existieren? Welche sind für agile und selbstorganisierte Unternehmen relevant und angemessen?

Neben einigen kurzen theoretischen Impulsen besteht dieser Workshop-Teil vor allen aus einer mit Fragen und Thesen moderierten und strukturierten Diskussion.

Company Coaching

Was der Scrum-Master für ein Projekt oder in der Produktentwicklung, ist der Company Coach in der Organsiationsentwicklung:

  • Ausprägung als Rolle oder als Kreis/Gremium
  • Bereitstellung von Moderationsdienstleistungen und Prozesskompetenz
  • Aktive Prozessarbeit im Unternehmen
  • Herstellung der Selbstbeobachtungsfähigkeit des Unternehmens
  • Wer kommt für die Aufgaben/Rolle in Frage, wer nicht?
  • Wie erkenne ich bestehende Ressourcen und Besonderheiten in meinem Unternehmen?
  • Abgrenzung und Verwandtschaften zum Feelgood-Management und zu HR

Kollegengruppen

Personalentwicklung und –führung jenseits klassischer Chef-Rollen und HR-Standards.

  • Das Konzept der Kollegengruppen: Arbeitsweisen, Aufgaben, Arbeitsmodus
  • Typische Einführungs- und Praxis-Schwierigkeiten, praktische Grenzen
  • Formale Erfordernisse und Rahmenbedingungen
  • Warum demotivieren Zielvereinbarungen und variablen Vergütungsanteilen oftmals und was sind die Alternativen?
  • Wie lassen sich Gehaltserhöhungen, Privilegien und vertrauliche Personalangelegenheiten kollegial handhaben?
  • Wie werden formale Anforderungen und Rahmenbedingungen angemessen berücksichtigt (Arbeitsvertrag, Zeugnisse etc.)? Wer ist der Arbeitgeber?

Zielgruppe: Führungskräfte, die neue kollegiale Führungsstrukturen in ihren Unternehmen mitgestalten möchten; Angehende Company-Coaches; Scrum-Master und agile Coaches, die außerhalb von Projekten und Produktentwicklung als interne Coaches die Organisationsentwicklung insgesamt kompetent unterstützen möchten; Kollegen aus agilen und selbstorganisierten Unternehmen, die ein verständnis für die Funktionsweise und Bedürfnisse einer Organisation entwickeln möchten; Inhaber und Visionäre aus Startups, die ihre Organisation skalieren möchten ohne in Bürokratie, Abteilungsdenken und Taylorismus zu verfallen.

Trainer: Bernd Oestereich. Als Unternehmer hat er profunde sowohl positive wie schmerzvolle eigene Erfahrungen mit Selbstorganisation und kollegialer Führung in Unternehmen. Außerdem verfügt er über sehr weitgehende theoretische Kenntnisse. Als langjährig erfahrener Trainer, Coach und Berater kennt er ganz unterschiedliche Unternehmenskontexte.