Kleine Änderungen, die Innovation bringen

Gerade habe ich auf Spiegel-Online den Beitrag Zieh! Die Erfindung des Rollkoffers gelesen (Danke Frauke für den Hinweis). In dem Beitrag geht es darum, wann und von wem denn nun eigentlich der Rollenkoffer erfunden wurde. Was ich dabei am interessantesten finde ist aber weniger die Frage nach der Erfindung, sondern die nach der Innovation. Diese Begriffe unterscheiden wir in unserer Alltagssprache nicht sonderlich, aber der Rollenkoffer ist ein schöner Anwendungsfall, sich dieser Unterscheidung zu nähern.

Innovation bezeichnet eine Erfindung die sich durchgesetzt hat und Verhalten, Arbeitsweisen, Produktionsprozesse u. Ä.  nicht nur einzelner, sondern vieler Anwender verändert, also eine gesellschaftliche und ökonomische neue Bedeutung bekommt. Oft sind es dann auch eher kleine Veränderungen die große Wirkung entfalten.

So wie es aussieht, wurde der Rollenkoffer schon recht früh erfunden und nutzbare Exemplare davon hergestellt, die aber keine nennenswerte Verbreitung und Bedeutung erlangten. In den 1970er Jahren kam etwas Bewegung in das Thema: 1972 wurde ein Koffer mit vier Rädern und einem Zugband patentiert und der Hersteller Delsey brachte im gleichen Jahr einen rollenden Koffer mit dem Namen „Trolley“ auf den Markt.

Foto von http://www.flickr.com/photos/mabi/

Der eigentliche Durchbruch kam dann erst 1987 weil verschiedene Faktoren zusammenkamen. Zum einen erfand der amerikanische Pilot Robert Plath eine kleine Variation, in dem er nur zwei Räder und statt eines Zugbandes einen Teleskopgriff verwendete. Und zum anderen reisten die Menschen plötzlich immer mehr und immer weiter, d.h. der Bedarf und die Bereitschaft für Neues änderte sich.

Dies ist ein ganz typisches Phänomen wie andere Beispiele zeigen: Elektronische Lesegeräte (E-Reader) gibt es schon länger, berührungsempfindliche Anzeigen ebenfalls – zum Durchbruch brauchte es dann zum einen aber licht- und kontraststarker tageslichttauglicher Anzeige und zum anderen einer größeren Internetbandbreite zur Verteilung der Inhalte.

Auch Carsharing oder öffentliche Stadtfahrräder konnten sich erst kürzlich weiter durchsetzen und gehören seitdem zum üblichen Stadtbild. Bei der neuen Elektromobil-Diskussion hingegen muss sich meiner Einschätzung nach erst noch zeigen, ob die entscheidenden Details verändert oder hinzugekommen sind, die einen Durchbruch bewirken oder ob das Elektroauto weiterhin eine Erfindung bleibt, die im Alltag uns Menschen, Unternehmen und Wirtschaft praktisch nichts verändert.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Hm, wichtiger Artikel. Ich bin (wie vermutlich manch‘ andrer auch) manchmal auf der Jagd nach weißen Elefanten.

    Unabhängig vom genauen Datum, die ‚Innovation‘ ist recht klein. Mit durchschlagendem Erfolg. Wow, vermutlich sind es sogar sehr viele ganz kleine Innovationen die wichtig geworden sind.

    Eis und Waffel zusammenbringen, das hat ein Weilchen gedauert. WC und das Papier ist auch unabhängig voneinander erfunden worden. Beides uralt. Die Kombination macht’s. Wahrscheinlich bei unzähligen andere Dingen auch.

    Thx für die Anregung / Schönes Wochenende!

    (Ein Dankschreiben kommt allerdings nur, wenn mir was wirklich Gutes ein- oder auffällt. Geht doch klar? ;) )

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